NUTZUNG UND RAUMKONZEPTE


Donnerstag | 30.1.2020 | 19:00 bis 21:00
Veranstalter: Smart Village Götschka
Ort: Veranstaltungszentrum amsec IMPULs, Hagenberg

Schwerpunkt 
Nutzung und Raumkonzepte Impulsreferat: Gregor Hauke / einszueins Architekten

Das Leaderprojekt Smart Village Götschka leitet mit dem ersten von zehn Abenden einen Diskussionsprozess über die Zukunft des Lebens am Land ein. Ausgehend von einem konkreten Projektort in der Gemeinde Neumarkt im Mühlkreis, ist das Ziel, Wissen zu generieren, dass sich auf andere Orte mit ähnlichen Herausforderungen übertragen lässt.

Den ersten Impuls liefert DI Gregor Hauke von Architekturbüro einszueins, Wien. einszueins architektur kann mittlerweile auf langjährige Erfahrung mit Baugruppen-Projekten zurückblicken und hat sich auf diese Art des gemeinsamen Entwickelns und Umsetzens sowohl in Städten als auch in ländlichen Regionen spezialisiert.
Die Arbeitsweise ist nicht ganz neu. Schon in den 70er und 80er Jahren haben sich einige Architekten mit partizipativem Planen beschäftigt. In Oberösterreich war Fritz Matzinger ein Vorreiter. 1975 stellte er in Leonding das Projekt Le Palestuviers fertig, dem bis heute zahlreiche weitere gefolgt sind. Für Wien und Umgebung sind Ottokar Uhl und später Helmut Deubner zu nennen. Eilfried Huth hat in der Steiermark Pionierleistungen erbracht.

Blickt man in die jüngere Vergangenheit, ist das Architekturbüro BKK-3 zu nennen. Deren Wohnprojekt Sargfabrik in Wien wurde in zwei Phasen 1992 und 2001 fertiggestellt und besticht bis heute mit einem vielfältigen Angebot an Gemeinschaftsfächen für die BewohnerInnen aber auch für die Umgebung.

einszueins architektur erlangte größere Bekanntheit mit dem Wohnprojekt Wien am Nordbahnhof. Von Beginn an als Baugruppen-Projekt entwickelt wurde hier Fachwissen über Beteiligungsverfahen, soziokratische Prozesse genauso wie Finanzierung und Konfiktlösung erarbeitet, das für die kommenden Projekte immer wieder herangezogen werden konnte. Kurz gesagt, werden nicht fertige Projekte entworfen, sondern vielmehr Strukturen und Prozesse zur Verfügung gestellt, in denen die künftigen BewohnerInnen ihre gemeinsamen Wünsche und Bedürfnisse realisieren können.

Inzwischen sind eine Reihe von Folgeprojekten entstanden, bei denen nicht nur das Grundbedürfnis von Wohnen erfüllt wird. Durch den Aspekt der Gemeinsamkeit lassen sich zusätzliche, für Alle nutzbare Angebote schaffen:
Gleis 21 am Wiener Hauptbahnhof bietet neben Wohnraum auch ein Cafe und Raum für ein Radiostudio. Die Baugruppe Hasendorf im Tullnerfeld hat neben 1.200 m2 Bauland auch 3.300 m2 bewirtschaftete Agrarfächen. Die HausWirtschaft am Nordbahnhof besteht neben 50% Wohn- zu weiteren 50% aus Gewerbefächen und verknüpft so Arbeit und Wohnen. Inzwischen widmen sich zahlreiche Architekturbüros der Planung und Umsetzung von Baugruppen-Projekten. Zu nennen sind auszugsweise Franz&Sue (Wien), Deadline Architekten mit ihrem Projekt Frizz23 (Berlin), nonconform konnten in Pressbaum das Wohnprojekt B.R.O.T realisieren, Architekt Werner Schwarz setzte das kooperativen Wohnen KooWo in Volkersdorf bei Graz um, die Bau- und Wohngenossenschaft Kraftwerk1 ist in Zürich aktiv und in Amstetten ist das Innolab in Entstehung.

Ausblick
Für die kommenden Abende in Hagenberg haben sich einige Fragestellungen ergeben, die weiter diskutiert und bearbeitet werden:
Welche sind die Zielgruppen für gemeinschaftliches Bauen und Wohnen in ländlichen Regionen und wie können sie erreicht werden?
Welche Standortvorteile sind vorhanden und welche Zusatznutzungen wären attraktiv?
Wie kann Wohnen und Arbeiten in Einklang gebracht werden?
Welche Angeboten könne im Sinn der Sharing Economy gemacht werden?
u.v.a.m.

Text: Franz Koppelstätter

Donnerstag | 13.2.2020 | 19:00 bis 21:00
Veranstalter: Smart Village Götschka
Ort: Veranstaltungszentrum amsec IMPULs, Hagenberg

Schwerpunkt
Nutzung und Raumkonzepte Moderation: Luise Ogrisek, Text: Franz Koppelstätter

Der zweite Abend der Reihe afo am Land dreht sich um die Themen Nutzung & Raumkonzepte. Zwei Wochen zuvor hatte Gregor Haucke vom Architekturbüro eins zu eins zahlreiche Beispiele von Baugruppenprojekten vorgestellt. Ein gemeinsamer Nenner dieser Projekte war der Mehrwert der entstehen kann, wenn gemeinsam geplant und gebaut wird. Ausserdem werden je nach Standort spezifsche Potentiale genutzt und je nach den Bedürfnissen der Gruppe speziell zugeschnittene Zusatzangebote realisiert.

Um den anschließenden, soziokratisch strukturierten Prozess zu konkretisieren, stellt Thomas Arnfelser den Begriff der Dichte 1vor. Von Norbert Miesenberger kommt der Input, dass die Typologie des Einfamilienhauses eine relativ junge Entwicklung ist; keineswegs etwas ortstypisches für ländliche Räume2.

Vier Fragestellungen werden anschließend in Kleingruppen diskutiert:

# Was sind die Standortvorteile (und -nachteile) des Grundstücks in Götschka?
Südhang – Naturbezug – kurze Wege des täglichen Bedarfs – Verkehrsanbindung
Empfehlung: bestehende Sackgasse öffnen
Nachteile: KFZ-Werkstätte und Landmaschinenhandel – notwendige Pufferzone – fehlende Widmung – Vorurteile und oppositionelle Haltung in der Nachbarschaft
Empfehlung: Kommunikation und Information für die Anrainer verbessern

# Wieviele Menschen könnten auf dem konkreten Grundstück in Götschka wohnen?
Bei einer GFZ von 1,1: 400 Personen um das gesamte Areal (15.000 m2) mit Leben zu füllen

# Wie kann Wohnen und Arbeiten in Einklang gebracht werden?
IT-Arbeitsplätze (keine Lärmemission) – Co-Working-Plätze–Integration von benachteiligten Menschen – Landwirtschaft – Kooperation mit bestehenden Betrieben in der Umgebung – Kümmerer (Hausmeister) für das Projekt – Trennung von Wohnen und Arbeiten klar defnieren – Nahversorger als Arbeitsgeber – Freundschaftsformen sollen funktionieren – Was macht das Dorf smart?

# Welche Angebote können im Sinne der Sharing-Economy angeboten werden?
Perforierte Gemeinschaft (nach innen und nach aussen offen) – Küche / Herd / Dorfbackofen – persönlichen Fähigkeiten und Leidenschaften in die Gemeinschaft einbringen – Teilen von Fähigkeiten – Gemeinschaftswerkstatt – Wissen (bestehendes und eingeholtes) / Lebenserfahrung / kulturellen Wissen / Menschen bringen ihre Talente und ihr Wissen mit – digitale Technologien zum Vereinfachen des Teilens – Grund und Boden –
Gemeinschaftswerkstätte / Kreativraum – Teilen ist ansteckend
Kritische Ansichten: Soll Grund und Boden als Eigentum betrachtet werden oder als unveräusserliches Gut? Ist die Idee von individuellem Besitz mit einem gemeinschaftliches Projekt vereinbar? Ist die Verantwortung für gemeinsames Eigentum teilbar?

Ausblick nächster Termin am 27. Februar 2020 um 19 Uhr am selben Ort Input von Heinz Feldmann: Rechtsformen und Finanzierung